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Auswahlverfahren durch Assessment-Center

Neben dem Numerus clausus gilt es bei einigen Universitäten auch ein Auswahlverfahren per Assessment-Center zu bewältigen. Lest hier, wie diese Tests ablaufen können.

Die Bewerbungsphase der Hochschulen ist in vollem Gange. Neben dem Numerus clausus gilt es bei einigen Universitäten auch ein Auswahlverfahren per Assessment-Center zu bewältigen, um den begehrten Studienplatz zu ergattern. Lest hier mehr, wie diese Tests ablaufen können.


Aktuell können sich Studieninteressierte noch für das Wintersemester 2016/17 an deutschen Hochschulen bewerben. Die Unis wählen neue Studenten dabei vor allem über die Schulleistung, also die Abiturnote aus. Der Numerus clausus (NC) ist aber nicht die einzige Bewertungsmethode. Insbesondere Privatunis setzen auf sogenannte „Assessment-Center“ (AC), um ihre Bewerber zu testen und zu selektieren.

Abinote oder Zulassungstest

Pro Semester bewerben sich oft tausende Menschen für den gleichen Studiengang an ein und derselben Uni. Um die gefürchteten „Massenstudiengänge“ zu vermeiden, müssen Universitäten strikt auswählen, wer einen Studienplatz bekommt und wer nicht. Hier bietet die Abiturnote als Selektionskriterium den einfachen Vorteil, dass sie einen objektiven Maßstab für alle Bewerber darstellt und dank computergestützter Auswahl wenig Aufwand macht. Fraglich ist aber, ob die Note im Abitur wirklich so viel über die Eignung eines Menschen für einen bestimmten Studiengang aussagt. Der introvertierte und eigenbrötlerische Einserkandidat kann natürlich für manche Studiengänge oder gar ganze Berufsfelder komplett ungeeignet sein, während jemand mit einer schlechteren Abiturnote aufgrund seiner Interessen und sozialen Kompetenzen die perfekte Besetzung wäre. Warum sollte die Note in Physik oder Sport Auskunft über die Eignung für ein Psychologiestudium geben?

Hier kommen die Assessment-Center ins Spiel. In einer Reihe von Prüfungen und Zulassungstests müssen sich die Bewerber beweisen und werden somit nicht nur fachlich, sondern auch auf persönlicher und sozialer Ebene beurteilt. Vor allem private Hochschulen schätzen diese Methode, um sich ein Gesamtbild des Bewerbers zu machen und zu prüfen, ob er überhaupt für die Hochschule oder den Beruf passt. Wer mal unerwartet eine Einladung zu einem Assessment-Center erhalten sollte, nicht in Panik verfallen! Im Folgenden gibt’s ein paar Einblicke, wie ein solcher Tag ablaufen könnte.

Der Tag im Assessment-Center

Leider ist es nicht möglich, eine allgemeine Formel für den Ablauf eines Assessment-Centers zu geben, da sich diese von Uni zu Uni teils stark unterscheiden. Diese Einblicke stammen von Studenten, die das Bewerbungsverfahren schon hinter sich haben.

Wissenstests

Eine kleine Gruppe von Prüflingen findet sich am Prüfungstag in der Uni ein. Oft sind es nur sechs bis 14 Leute, aber Teamübungen mit mehr als 20 Bewerbern können auch vorkommen. Den Anfang machen meist schriftliche Prüfungen nach klassischem Multiple-Choice- oder Frage-Antwort-Muster, die ungefähr drei Stunden dauern. Mathe, Sprachen, Allgemeinwissen und weitere Fähigkeiten werden hier geprüft und geben oft Aufschluss, ob der Bewerber vor Beginn des Semesters noch einen Vorkurs besuchen muss.

Wer etwa eine Ausbildung zum Journalisten in Angriff nehmen will, kann sich einmal an einem alten Volo-Wissenstest des BR oder der Funke Mediengruppe versuchen.

Einzelgespräche

Danach folgen in der Regel Einzelgespräche mit Dozenten der Hochschule. In diesen Gesprächen, die oft in lockerer Atmosphäre stattfinden, geht es nicht zwingend um Inhalte, sondern auch um das Auftreten, Gesprächsführung und das allgemeine Bild vom Bewerber.

Gruppenübungen

Besonders gern werden unter diesem Gesichtspunkt jedoch Gruppenübungen gemacht, wie etwa die „Power-Point-Karaoke“, bei der man einen freien Vortrag mit einer unbekannten Power-Point-Präsentation halten muss. Teamfähigkeit und das Lösen komplexer logischer Probleme in Gruppen können, ebenso wie IQ-Tests, auf dem Programm stehen. Ihr merkt schon: Das Arbeiten im Team ist gefragt, und eine zu egoistische Haltung macht sich hier nicht unbedingt gut.

Vorbereitung auf das Assessment-Center

Auf einen solchen Tag im Assessment-Center könnt ihr euch sehr gut vorbereiten. Man kann natürlich Bücher oder Übungsmaterial kaufen. Das ist aber nicht unbedingt notwendig. Einige Unis stellen selbst verschiedene Übungsblätter zur Vorbereitung ins Netz, schließlich möchte niemand die Bewerber bloßstellen. Es geht nur darum zu schauen, ob Interessenten für ein bestimmtes Studium oder einen Beruf geeignet sind.

Daneben finden sich im Internet diverse Seiten, auf denen man sich über Assessment-Center im Allgemeinen informieren kann und anhand verschiedener Übungen auch konkret seine Soft- und Hard-Skills testen kann. Fündig wird man u.a. beim Jobportal absolventa.de, bei karrierebibel.de oder beim Versicherer ruv.de.

Ausgaben für Bewerbung von der Steuer absetzen

Die finanziellen Aufwendungen für die Bewerbung (Bewerbungsmappe inklusive Foto etc.), die Vorbereitungsmaterialien oder etwa Fahrt- und Übernachtungskosten können natürlich steuerlich geltend gemacht werden. Dabei spielt es nicht einmal eine Rolle, ob das Auswahl- bzw. Bewerbungsverfahren erfolgreich war oder nicht. Damit kann man mit einem Assessment-Center eigentlich nur gewinnen – und wenn’s nur die Erfahrung ist.

Ein Gastbeitrag von Robin Thier, Gründer von seitenwaelzer.de - das Online-Magazin für Studium & Kultur